Living Artworks

Wenn Kunstwerke zum Leben erwachen

Durch die Hamburger Kunsthalle zu schlendern, sich die Bilder anzusehen, sie wirken zu lassen, kann für die einen magisch sein. Für andere braucht es einen kreativen Zugang zu dieser Kunstform - zum Beispiel durch eine andere, in diesem Fall durch Hip-Hop.

Das Projekt “Living Artworks”, schafft genau diese Brücke und lädt Künstler und Künstlerinnen der HipHop Academy Hamburg dazu ein, Kunstwerke durch Tanz und andere Ausdrucksformen des Hip-Hops lebendig zu machen. Durch Kunstperformances werden heutige Sichtweisen zum Ausdruck gebracht, indem klassiche Werke neu interpretiert werden. Wie das funktioniert? In Kooperation mit der Stiftung Kulturglück werden verschiedene Kunstwerke aus der Hamburger Kunsthalle in tänzerische Choreographien oder Gesang übersetzt und in professionell produzierten Videos festgehalten. Diese »lebendigen Kunstwerke« werden live aufgeführt und als Video per Social Media geteilt, um möglichst viele junge Menschen für diese Kunstformen zu begeistern.

Hip-Hop versteht sich als eine Kultur, die sich durch Musik, Tanz, Rap, visuelle Kunst und DJing ausdrückt und oft eine Stimme für junge Menschen und ihre Erfahrungen darstellt. Die kreative Zusammenarbeit ermutigt junge Menschen, ihre einzigartigen Talente zu entfalten und ihre Stimme in der Kunstwelt zu finden. Es trägt zur Förderung von kultureller Vielfalt, Selbstausdruck und dem Austausch von Ideen bei.


Weißer Punkt, Wassily Kandinsky

interpretiert von Franklyn Kakyire „Slunch“ und Marco Baaden „Mallekid“

Kakyire ist als Tänzer, Choreograf und Tanzvermittler national und international tätig. So performte er unter anderem bei der Expo Shanghai und mehrfach Kopenhagen. Zuletzt choreografierte er die Tanztheater Produktion „GMR Brainfuck“ (2022, Thalia Theater). Sein Repertoire umfasst die Stile Hip Hop New style, Breaking, House dance, Locking und LA-Style. Gekennzeichnet durch einen individuellen Bewegungsstil gewann er verschiedenste „Battles“ unter anderem in Korea. Er setzt sich zudem aktiv für die Kultur ein, organisiert verschiedenste Events und gibt sein Wissen an Schüler*innen weiter. Seit Beginn an ist er Teil der HipHop Academy Hamburg. Heute Startänzer und künstlerischer Leiter der Masterclass der HipHop Academy Hamburg.

Baaden ist Breaker seit über 20 Jahren. Heute ist er der deutsche Bundestrainer für Breaking bei den Olympischen Spielen. Seit vielen Jahren verzeichnet er Erfolge in der nationalen und internationalen „Battle“-Szene. Unter anderem ist er zweimaliger Sieger des renommierten Battle of the Year „BOTY“, erfolgreicher Teilnehmer des „KOD“-Weltfinales in China und mehrfacher Gewinner der „Floor Wars“ in Kopenhagen. Zudem ist er als Tanzvermittler tätig und stand innerhalb mehrerer Produktionen und Performances auf der Bühne. Heute ist er TRainer der Masterclass der HipHop Academy Hamburg.

Die Vielzahl ineinander verwinkelter Elemente in Kandinskys Werk findet sich in Bewegungsmustern der beiden Tänzer wieder. Formen, Geraden und Verbindungen werden in Körpersprache übersetzt. Auf den ersten Blick wirkt das Bild chaotisch. Verdeutlicht durch „freestyle“-Bewegungen im Tanz. Choreografierte und synchrone Elemente stehen für die in sich stimmige Komposition des Werkes.


Nana, Édouard Manet

interpretiert von Nadja Häussler

Häussler schloss ihre Tanzausbildung an der Åsa Folkhögskola (Schweden) in den Stilen Popping, Locking, Hip Hop, House und Breaking ab. Heute arbeitet sie als professionelle Tänzerin, Choreografin und Tanzvermittlerin. Unter anderem tanzte und choreografierte sie innerhalb eigener Tanzproduktionen: Re-Invo. (August 2022, Fabrique Gängeviertel), Walls Can Dance (Juni 2022, Street Callery des Urban Art Institute) und ART&INTERSECTION (August 2021, Fabrik der Künste). Für die HipHop Academy choreografiert sie nun zum zweiten Mal die Jahresabschlussproduktion „Gala“. Innerhalb der Interpretation setzt sie sich mit dem Selbst- und Fremdverständnis einer Frau in der Gesellschaft auseinander. Dazu nutzt sie unter anderem den männerdominierten Tanzstil „Popping“. In ihrem Tanz spielt sie mit Stärke, Verletzlichkeit und Manipulation.

Das Eismeer, Caspar David Friedrich

Pascal Kozuch „Popping Pain“

Kozuchs tänzerische Laufbahn begann mit 14 Jahren. Seinen Schwerpunkt setzt er auf den Tanzstil Popping. Er wirkte bei verschiedensten Produktionen und Stücken mit. Zuletzt in dem Tanztheater Stück von Christoph Hagel („Goldberg Moves“, 2022, Parktheater Iserlohn und weitere). Kozuchs nimmt zudem international erfolgreich an Tanz-„Battles“ teil und trägt zwei international anerkannte Europameistertitel als auch einen Weltmeistertitel. Das Eismeer versteht er als Abbildung gesellschaftlicher Herausforderungen der heutigen Zeit. Sein Tanz verkörpert die Tatsache, dass die Menschheit in einem Boot sitz und trotz stürmischer und kalter Zeiten Hoffnung auf ein besseres Leben besteht.


Mit ihrem groovy, funky und energetischen Stil stand Uras bereits bei mehreren künstlerischen Tanzproduktionen und -stücken auf der Bühne. Unter anderem bei der Gala der HipHop Academy („Incognito “, 2022, Kampnagel) oder für den chilenischen Choreografen Jose Vidal („TRAMAS“, 2022, Kampnagel). Seit einigen Jahren teilt sie ihr Wissen mit Schüler*innen.

Das Porträt der Gräfin Theresia Fries hat bei der Künstlerin direkt Bilder und Emotionen ausgelöst. Außerdem ist ihr eine gewisse Ähnlichkeit mit der Gräfin aufgefallen, mit welcher sie sich auseinandersetzten wollte. Das rote Tuch erzählt in ihrer Interpretation die Geschichte einer starken Liebe. Einer Liebe, die die Gräfin aufgrund ihres Standes nicht frei wählen kann.


Eingangshalle Kunsthalle

interpretiert von dem Unspoken Consort: Moro, lasso

In seinen performativen Konzertformaten nimmt das Unspoken Consort musikalisches Repertoire der Renaissance als Ausgangspunkt, um einen persönlichen Umgang mit kulturellem Erbe zu erproben. Die Kompositionen werden über eine historische Aufführungspraxis hinaus in einen zeitgemäßen Kontext gestellt, die Grausamkeit der verdeckten Hintergrundgeschichten wird zum zentralen Thema. Neben neuen Texten, Arrangements und Gesangs-Melodien, entstehen daraus Kostüminstallationen und performative Elemente. Dabei bleiben die Feinheit und Schönheit der historischen Werke, auch in Anbetracht der nicht enden wollenden Spirale der Gewalt, ungetrübt.

Ein Versuch, Haltung zu wahren, aber auch Zukünfte zu denken und Muster zu durchbrechen, während die lange Geschichte von Leid, Brutalität und Unterdrückung im Unterbewusstsein lauert und bis in die Gegenwart hinein andauert.

“Da wir bereits historisches musikalisches Material durch neue Texte, Arrangements, Gesang und Elektronik erweitern und versuchen es in unser performativen und kostümbildnerischen Arbeit in einen zeitgenössischen Kontext zu stellen, haben wir uns nicht für ein Bild/Gemälde, sondern für die Eingangshalle entschieden. Die Idee war es, eine Art lebendige Statur zu erschaffen, die den gesamten Treppenbereich für sich in Raum nimmt und die Geschichte einer Unerhörten erzählt, nämlich die von Maria D’Avalos, der ermordeten Ehefrau des Komponisten”